Was ist Inklusion?

Was ist Inklusion?

Inklusion ist ein Zukunftsthema und mittlerweile zu einem viel verwendeten Begriff geworden.

Auf der allgemeinsten Ebene charakterisiert Inklusion einen – veränderten – idealtypischen gesellschaftlichen Zustand, wo Menschen ungeachtet ihrer jeweils individuellen Voraussetzungen gleichberechtigt an allen für sie bedeutsamen gesellschaftlichen Lebensbereichen und Funktionssystemen – Familie, Kindergarten, Schule, Arbeitsleben, Wohnen, Freizeit, Liebe, Freundschaft, soziale Beziehungen, Nachbarschaft, Politik, Konsum – teilhaben können.

Dafür müssen sich Menschen nicht erst beweisen oder befähigen, sie müssen nicht erst etikettiert und bezeichnet werden. Jeder Mensch kann sich aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Mensch-Sein gleichermaßen als adressiert, angesprochen, anerkannt und vor allem als zugehörig erfahren. Sie haben die Möglichkeit für den gesellschaftlichen Austausch sowohl etwas beizutragen als auch etwas zu bekommen.

Jeder Mensch hat das Recht darauf, dabei zu sein: Dieser Gedanke steht hinter dem Begriff Inklusion. Das Thema Inklusion rückt immer näher in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Im Rahmen der Sustainable Development Goals der United Nations wird Inklusion als eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft beschrieben.

Es ist nicht mehr das Individuum (alleine), das sich Systemen anzupassen hat, sondern die Systeme treffen Vorkehrungen für ihre Zugänglichkeit und gehen von Vielfalt als eigentliche Normalität aus. Dadurch dass Menschen als verschieden angesehen werden und es als normal gilt, dass wir als Menschen unterschiedlich lernen, uns unterschiedlich fortbewegen, unterschiedlich lieben – richten wir den Blick auf alle Menschen und die Frage nach den jeweils individuellen Erfordernissen.

 

Inklusion ist ein Menschenrecht

Inklusion verweist auf verschiedene Formen der Diskriminierungen und auf die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Infrastruktur so zu gestalten, dass Personen, ungeachtet ihrer individuellen und biografischen Voraussetzungen sowie ihrer Situierung im gesellschaftlichen Raum, entsprechend ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten, aktiv am sozialen Austausch teilhaben können. Inklusion heißt Gemeinsamkeit von Anfang an. Sie beendet das aufwendige Wechselspiel von Exklusion (= ausgrenzen) und Integration (= wieder hereinholen).

Schema: Exklusion, Integration und Inklusion

Dimensionen von Verschiedenheit

Inklusion, je nachdem wie eng oder weit der Begriff gefasst wird, umfasst unterschiedliche Bereiche und Dimensionen von Verschiedenheit. Ein enges Verständnis umfasst typischerweise einzelne Gruppen, denen aufgrund einer Differenz-Dimension häufig Ausschluss droht. Typischerweise wird hier von Menschen mit Behinderungen gesprochen und es werden Vorkehrungen getroffen und Forderungen aufgestellt, dieser Personengruppe Teilhabe zu ermöglichen. Dabei ist es aber auch immer wichtig zu betonen, dass auch Menschen mit Behinderungen sich unterscheiden – und z. B. auch einzelne Gruppen von Menschen mit Behinderungen zum Teil unterschiedliche Bedarfe formulieren.

In einem weiten Verständnis werden alle möglichen Dimensionen von Verschiedenheit mitgedacht, von denen Behinderung eine neben anderen Dimensionen ist, dies umfasst dann zum Beispiel auch ethnische Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Geschlecht, Alter, Sexualität, Religion, unterschiedliche politische Einstellungen usw. Hier spielen häufig auch unterschiedliche Dimensionen zusammen und können sich im Einzelfall auch noch verstärken (hier spricht man dann von Intersektionalität).

 

Inklusion ist auch Arbeit an Grenzen

Inklusion ist dabei immer relativ und niemals absolut zu denken, aufgrund der in einem gegebenen Kontext geltenden Normen und Werte gegenüber denen Ausschluss droht. Relativ bedeutet auch, dass Inklusion immer nur in unmittelbaren Bezug zu Exklusion verstanden werden kann. Überall dort wo – zum Teil vielleicht auch aus naheliegenden Gründen – eine Grenze gezogen wird, wodurch es zu einem Drinnen und einem Draußen kommt. Genau diese Akte der Grenzziehungen gilt es, sichtbar zu machen und nach den dahinterliegenden Annahmen und Rationalitäten zu befragen. Inklusion ist also immer auch Arbeit an Grenzen und verlangt nach kontinuierlicher Aufmerksamkeit.

Systeme oder Organisationen sind in so einem Verständnis auch per se nicht einfach deswegen inklusiv, nur weil dort, sagen wir Menschen mit Behinderungen, begleitet werden, auch wenn mittlerweile Inklusion häufig Synonym dafür verwendet wird.